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Alternative Investitionsmöglichkeiten

Welche Alternativen sich im Vergleich zu Aktien und Darlehen zukünftig lohnen könnten.

Nach Ansicht des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock genügt es zukünftig nicht mehr, ausschließlich auf Aktien und Anleihen im Portfolio zu setzen. Stattdessen argumentieren die Experten des Finanzkonzerns dafür, einen merklichen Anteil an alternativen Anlageklassen oder Privatmarktanlagen in den Portfolios zu berücksichtigen.

Auch Analysten der UBS und der Union Bancaire Privée (UBP) empfehlen für das Jahr 2024 eine verstärkte Ausrichtung auf die privaten Märkte. Grund dafür sind unter anderem die erwarteten Zinssenkungen, die etwa Anleihen im laufenden Jahr weniger attraktiv machen. 

Das Blackrock Investment Institute (BII) rechnet damit, dass eine Beimischung von privaten Vermögenswerten in Portfolios von bis zu 20 Prozent für Anleger vorteilhaft sein kann. Statt einer herkömmlichen 60/40-Mischung in Aktien und Anleihen raten die Experten von Blackrock stattdessen zu einem Mix aus 50 Prozent Aktien, 30 Prozent Anleihen und 20 Prozent Privatmarktanlagen.

Die schweizerische Großbank UBS betont, dass Investoren durch Privatmarktanlagen die Möglichkeit haben, an Investitionen in den Bereichen Gesundheitswesen, Digitalisierung und Energie zu partizipieren. „Die Anlageklasse bietet ein attraktives Renditepotenzial und einen direkten Zugang zur Realwirtschaft“, erläutert Mark Haefele, Chefanlagestratege im Global-Wealth-Management der Bank. Hintergrund dessen ist, dass immer mehr Unternehmen sich entscheiden, im Privatbesitz zu bleiben, die Börsennotierung aufzuschieben oder völlig zu vermeiden.

Eine ähnliche Dynamik wie bei den Privatmarktanlagen besteht laut der UBS an den Kreditmärkten, wo der Marktanteil traditioneller Kreditgeber zugunsten von Private Debt, vor allem bei der Finanzierung von kleinen und mittelständischen Unternehmen, schrumpfe.

Die 20-prozentige Allokation von Blackrock in private Märkte beinhaltet Investitionen in Private Equity (Firmenbeteiligungen), Private Credit (private Kreditfonds), Infrastruktur und Immobilien. Mit der Beimischung von „Alternatives“ steigt die prognostizierte Rendite von 5,5 auf 7,2 Prozent, womit auch erhöhte Risiken, wie zum Beispiel die Illiquidität der Anlagen, einhergehen.

Mithilfe dieser „Alternatives“ können die Risiken breiter gestreut werden. Zwischen Ende der 1990er-Jahre bis Ende 2021 konnten sich Anleger laut BII darauf verlassen, dass Aktien und Anleihen negativ korrelierten, was bedeutet, dass sie sich in entgegengesetzte Richtungen bewegten. Die entsprechende Korrelationszahl lag in diesem Zeitraum bei minus 0,1 Prozent.

Wenn die Renditen von Aktien und Anleihen hingegen positiv korrelieren, also in dieselbe Richtung tendieren, können sie laut Blackrock nicht mehr zuverlässig zur Diversifizierung dienen. Zuletzt war das im Jahr 2022 der Fall, als die Korrelationszahl bei plus 0,7 lag. Diese Berechnung basiert auf dem MSCI-Aktienindex USA im Vergleich zum Bloomberg Barclays US Aggregate Bond Index. Die Alternativen korrelieren jedoch kaum mit Aktien und Anleihen, weshalb sie sich gut zur Risikostreuung eignen.

Private Equity, also Unternehmensbeteiligungen, bleibt für viele Vermögensverwalter weiterhin ein bedeutender Bestandteil im Bereich alternativer Anlagen. Achim Siller, Leiter Portfoliomanagement bei Pictet Wealth Management Deutschland, weist jedoch darauf hin, dass das Marktumfeld in diesem Bereich zunehmend schwieriger geworden ist. Einerseits sind die Bewertungen in den Portfolios der Private-Equity-Fonds nach Expertenmeinungen gesunken. Andererseits erfordern Firmenübernahmen heute im Vergleich zu früher einen höheren Einsatz von Eigenkapital, was sich negativ auf die Rendite auswirken kann.

Gleichzeitig steigt der Anlagedruck, da das sogenannte „dry powder“, also das nicht investierte Kapital der Private-Equity-Fonds, weiterhin hoch ist. Laut Goldman Sachs und den Forschern von Pitchbook beläuft sich dieses Kapital global auf 1,5 Billionen Dollar – vor zehn Jahren waren es lediglich 700 Milliarden Dollar. Trotzdem ist Siller der Meinung, dass Private Equity langfristig als realer Vermögensbestandteil überzeugen kann.

Maximilian Kunkel, Anlagestratege bei der UBS, teilt diese Ansicht und erwartet langfristig eine Überrendite von mindestens 1,5 Prozentpunkten pro Jahr für Private Equity im Vergleich zu Aktien und Anleihen. Bei HQ Trust prognostiziert man für einen Zeitraum von zehn Jahren in Euro im Durchschnitt eine jährliche Rendite von 9,2 Prozent für Private Equity.

Private Anleger haben die Möglichkeit, über Dachfonds oder virtuelle Plattformen wie Moonfare in den Private-Equity-Markt einzusteigen. Der digitale Vermögensverwalter Liqid bietet seit Anfang des Jahres die Möglichkeit an, bereits ab 10.000 Euro gemeinsam mit führenden Private-Equity-Fonds wie KKR, Blackstone und Carlyle zu investieren. Liqid strebt dabei eine jährliche Rendite von zwölf Prozent nach Abzug der Kosten an.

In diesem Jahr werden auch zahlreiche neue European Long-Term Investment Funds (Eltifs) für Private Equity erwartet. Eltifs sind Produkte für langfristige Kapitalanlagen, die EU-weit vertrieben werden können. Diese Fonds können nun zu wesentlich niedrigeren Mindestanlagesummen als bisher angeboten werden. Mögliche Anbieter solcher Eltifs könnten Unternehmen wie Blackrock, Partners Group, Goldman Sachs, verschiedene Fondshäuser und Privatbanken sein.

Investments in Infrastruktur werden weltweit von den Bemühungen im Bereich Klimaschutz profitieren. Das Blackrock Investment Institute schätzt in seinem “Transition Scenario”, dass die Kapitalinvestitionen im Energiesektor bis 2050 auf durchschnittlich vier Billionen Dollar pro Jahr ansteigen werden, während das aktuelle Investitionsvolumen im Durchschnitt bei 2,2 Billionen Dollar liegt. Experten der UBP betonen weiter, dass Infrastrukturanlagen aufgrund ihrer langfristigen Ausrichtung in jüngsten Krisen als äußerst widerstandsfähig erwiesen haben.

Privatanleger können sich über Indexfonds wie den “Amundi Global Infrastructure Ucits ETF” oder den Publikumsfonds “KGAL KlimaSubstanz” an dieser Entwicklung beteiligen. Letzterer ermöglicht Privatanlegern schon ab einer Anlagesumme von 25 Euro eine Beteiligung an einem breit diversifizierten Portfolio im Bereich erneuerbarer Energien. Er zielt darauf ab, europaweit vor allem in den Technologiesegmenten Onshore-Wind und Photovoltaik zu investieren.

Unter den Eltifs strebt beispielsweise der „Klimavest“ der Commerz Real laut eigenen Angaben eine Zielrendite von 3,5 bis 4,5 Prozent pro Jahr an. Der Klimavest-Fonds ist breit diversifiziert und umfasst 42 Assets in fünf Ländern. Darunter befinden sich 35 Wind- und Solarparks sowie sieben Solarprojekte in der Entwicklungsphase.

Private Kreditfonds verzeichnen ebenfalls, ausgelöst durch das gestiegene Interesse institutineller Investoren, ein starkes Wachstum. Laut dem Datenanbieter Preqin wurden im Jahr 2021 im deutschsprachigen Raum acht Fonds mit einem Gesamtvolumen von 1,4 Milliarden Euro geschlossen. Im Jahr 2022 waren es sieben Fonds mit 3,1 Milliarden Euro und bis zum Ende des dritten Quartals 2023 wurden vier Fonds mit insgesamt vier Milliarden Euro aufgelegt.

Jochen Butz, der beim Vermögensverwalter HQ Trust den Bereich Alternatives verantwortet, meint, dass der Bereich Private Debt/Direct Lending vom aktuellen Kapitalmarktumfeld profitieren könne.

Solche Investitionen in erstrangig besicherte Darlehen, wie sie bei diesen Investments in Private Debt/Direct Lending vorkommen, haben für gewöhnlich variable Zinsen und profitieren somit direkt von höheren Zinssätzen, erklärt Butz. Gleichzeitig weisen sie historisch gesehen sehr niedrige Verlustraten auf. So wird auf eine Sicht von zehn Jahren eine jährliche Rendite von 6,8 Prozent erwartet.

Allerdings gab es in diesem Bereich bisher kaum Produkte für Privatanleger. Dies könnte sich jedoch mit der Eltif-Reform 2024 ändern. Die Senkung der bisherigen Einstiegshürden und die mögliche Aufhebung des Mindestanlagebetrags könnten Eltifs für Kleinanleger künftig besser zugänglich machen, so die Analyse von Scope.

Ein Beispiel ist die Anlagegesellschaft M&G Investments, die mit der „M&G Corporate Credit Opportunities“-Strategie erstmals einen Eltif in diesem Bereich aufgelegt hat. Ein bereits investierbarer Eltif ist beispielsweise der „Muzinich Firstlight Middle Market Eltif“.

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