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Der digitale Euro - Währung der Zukunft?

Europäische Zentralbank startet Vorbereitungsphase

Die Europäische Zentralbank (EZB) beschreitet ihren nächsten Schritt für den Aufbau eines digitalen Euros. Dieser soll neben dem physischen Bargeld existieren. So entschied der EZB-Rat, dass sie mit der sogenannten Vorbereitungsphase startet, wie am Mittwochnachmittag von der EZB mitgeteilt wurde. 

Vorbereitung für eine digitale Ära

Diese soll am ersten November starten und zwei Jahre dauern. „Wir müssen unsere Währung auf die Zukunft vorbereiten“, erklärte die EZB-Chefin Christine Lagarde. So betrachte die EZB den digitalen Euro zwar als eine Form von Bargeld, welche gratis für alle digitalen Zahlungen eingesetzt werden könne und gleichzeitig die höchsten Datenschutzstandards einhalte. „Er soll neben dem physischen Bargeld, das immer verfügbar sein wird, bestehen und niemanden außen vor lassen.“ In der Vorbereitungsphase plant die Zentralbank die Festlegung von Regeln. Zudem sollen Anbieter ausgewählt werden, die eine Plattform und Infrastruktur für die Digitalwährung entwickeln sollen. 

Noch in der Entscheidungsphase

Obwohl erste Schritte bereits umgesetzt wurden, steht eine endgültige Umsetzung noch nicht fest. Die Mitgliedstaaten der EU sowie das Europäische Parlament müssen erst darüber entscheiden. Die EU-Kommission hatte Ende Juni einen Gesetzesentwurf zum digitalen Euro vorgestellt. Demnach soll er den Status als gesetzliches Zahlungsmittel erhalten. Sollten die entsprechenden Institutionen einer Umsetzung zustimmen, käme eine Digitalversion des Euros voraussichtlich frühestens im Jahr 2027. In einem Entwurf zur Begründung heißt es: Bargeld allein könne „die Wirtschaft der EU in der digitalen Ära nicht unterstützen.” Um sich der technologischen Entwicklung anzupassen, sei die digitale Währung notwendig. 

Rolle des digitalen Euros

Bei einer Umsetzung würde ein digitaler Euro jedem Bürger auch in digitaler Form Zugang zu Zentralbankgeld verschaffen. Bislang gibt es diesen nur in Form von Münzen und Scheinen. Dadurch, dass er den Status  als gesetzliches Zahlungsmittel erhalten würde, wäre auch eine Annahmeverpflichtung für den Handel vorgesehen, sowohl an der Ladenkasse als auch im Onlineshop. Auch Transaktionen von Handy-zu-Handy könnten mit einem digitalen Euro realisiert werden. 

Ambivalenz und Finanzstabilität

Europaweit wird immer weniger mit Bargeld bezahlt, so der Hintergrund der Pläne. In der Bundesrepublik wurden zuletzt noch knapp 40 Prozent der Umsätze im Einzelhandel mit Scheinen und Münzen beglichen. Die Bargeldquote ist in anderen EU-Staaten bereits deutlich niedriger.

Notenbanker befürchten, dass sich digitale Währungen anderer Staaten oder Kryptowährungen in Europa ausbreiten und die Bedeutung des Euros zurückdrängen könnten. Ein digitaler Euro würde sicherstellen, so die EZB, dass es Zahlungslösungen für die gesamte Euro-Zone unter europäischer Kontrolle gibt. Kritik gibt seitens der Datenschützer: Diese verlangen einen größeren Schutz der Privatsphäre im Rahmenwerk für die Digitalwährung.

Auch deutsche Banken betrachten den aktuellen EZB-Beschluss mit einer gewissen Ambivalenz. „Auf keinen Fall dürfen Risiken für die Finanzmarktstabilität und die Kreditvergabefähigkeit von Kreditinstituten entstehen“, sagte Tanja Müller-Ziegler, Vorstandsmitglied des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Die Konsequenz eines schlecht realisierten digitalen Euros wären gravierende Abflüsse von Einlagen, was die Refinanzierungsfähigkeit der Banken gefährden und die Finanzierungskosten für die Volkswirtschaft erhöhen würde.

Die europäische Antwort auf den Bitcoin?

Fraglich ist jedoch, inwieweit der digitale Euro als staatlicher Ersatz für den Bitcoin fungieren könnte. „Bitcoin ist ein Spekulationsobjekt, keine Währung“, sagte Vorstandsmitglied Burkhard Balz der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Für den Massenzahlungsverkehr ist Bitcoin völlig ungeeignet.“ 

Die neue digitale Notenbank solle ausschließlich als Zahlungsmittel genutzt werden. „Allerdings ist der Hinweis auf Bitcoin in einem Punkt richtig: Auch wir wollen die Chancen des technischen Fortschritts im Zahlungsverkehr nutzen und in einer digitalen Zukunftswelt gewappnet sein für technologische Optionen, die wir teilweise heute noch gar nicht kennen“, erklärte der Bundesbanker Balz. Es sei das wichtigste Ziel, Lösungen im Interesse der Bürger zu finden. 

Bargeld bleibt bestehen

Des Weiteren führt Balz aus, dass Bargeld weiterhin angeboten wird. „Ein Beleg dafür ist auch, dass wir gerade mit Bürgerbeteiligung am neuen Design der Euro-Banknoten arbeiten“, so das Vorstandsmitglied. „Das würden wir nicht machen, wenn wir das Bargeld auslaufen lassen wollten.“ Er kenne niemanden im Euro-Sektor, der darüber nachdenke, Bargeld abzuschaffen. 

 

Fazit

Die Europäische Zentralbank treibt die Einführung des Digitalen Euros voran, um den veränderten Zahlungsgewohnheiten gerecht zu werden. Dieser soll neben Bargeld existieren, aber die Entscheidung darüber steht noch aus und könnte frühestens 2027 erfolgen. Der Digitale Euro bietet Vorteile wie sichere Online-Zahlungen und Anpassung an den digitalen Wandel, bringt aber auch Datenschutzbedenken und finanzielle Risiken mit sich. Die Bedeutung des physischen Bargelds bleibt weiterhin erhalten. Als Alternative zum Bitcoin soll dieser nicht fungieren.

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