Porsches Börsengang - Was Kleinanleger bedenken sollten
Der größte Börsengang Europa seit mehr als zehn Jahren steht vor der Tür.
Der Sportwagenhersteller Porsche hat am Montagabend seinen Börsengang angekündigt. Die Wertpapiere sollen auch für Kleinanleger in Deutschland und fünf weiteren europäischen Ländern zugänglich gemacht werden.
Zur Information
Der Börsengang (englisch: Initial Public Offering, IPO) beschreibt die Zulassung von Aktien an einer Wertpapierbörse. Dadurch gelangt das nun börsennotierte Unternehmen an neue finanzielle Mittel. Zu unterscheiden ist dies von einem Spin-Off: Dabei wird ein Teil eines bestehenden Unternehmens ausgegliedert.
Als Emissionskurs oder auch Emissionspreis wird an den Börsen der Kurs bezeichnet, zu dem Wertpapiere dem Anleger zum Kauf angeboten werden.
Es gibt drei verschiedene Verfahren, wie dieser Kurs festgelegt wird:
Das Auktionsverfahren: Dabei wird der Emissionspreis nicht im Vorhinein festgelegt, sondern ergibt sich aus der aktuellen Nachfrage aufgrund der vorliegenden Wertpapierorders. Unrealistisch hohe und niedrige Gebote werden in der Regel nicht berücksichtigt, um den Durchschnittskurs nicht zu verfälschen.
Das Bookbuilding-Verfahren: Hier wird der Emissionskurs aufgrund des Orderbuchs, welches die Gebote der Investoren enthält, ermittelt. Dieses Verfahren wird in Deutschland vorwiegend genutzt und versucht ebenfalls, wie das Auktionsverfahren, einen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Interessen der Emittenten (möglichst hoher Emissionskurs) und der Bieter (möglichst geringer Emissionskurs) zu erzielen.
Festpreisverfahren: Beim Festpreisverfahren wird der Emissionskurs vom Emittenten des Wertpapiers festgelegt. Dieser Preis wird vom Emittenten in der Regel auf der Grundlage von fundamentalen Unternehmensbewertungen und anderer betriebswirtschaftlicher Kennzahlen ermittelt.
Wissenswertes
Die Erstnotiz, der Eröffnungskurs am Tag des Börsenganges, soll Ende September oder Anfang Oktober erfolgen. Die Porsche AG könnte zudem nach ihrem Börsengang mit 60 bis 80 Milliarden Euro bewertet werden, von denen 7,7 bis zehn Milliarden Euro in den freien Handel fließen. Die Untergrenze von 60 Milliarden Euro gilt als Schmerzgrenze. Sollte aufgrund der Rezession nur ein geringerer Preis erzielt werden, könnte das Projekt abgesagt werden.
Schwacher Markt als Investitionsmöglichkeit
Die Rezession und die bevorstehenden Leitzinserhöhungen der EU belasten die europäischen Börsen. Das Marktumfeld wird zur Belastungsprobe für VW und Porsche. Privatanleger hingegen könnten davon jedoch profitieren, erklärt Investor und Börsenexperte Jens Rabe: “In dem aktuellen negativen Umfeld kommt man wahrscheinlich günstiger an die Aktien als in einem positiven Umfeld.” Rabe vermutet, dass in Zeiten wirtschaftlicher Hochkonjunktur das Unternehmen mit bis zu 105 Milliarden Euro bewertet werden könnte.
Fazit
In ungefähr zwei Wochen wird der Aktienprospekt zur Porsche AG, einschließlich der Preisspanne für die angebotenen Wertpapiere, veröffentlicht. Dann können Anleger im Onlinesystem ihrer Depotbank die Anzahl der Aktien angeben, die sie erwerben wollen, und den Preis pro Aktie, den sie maximal bereit sind zu zahlen. In einem zweiwöchigen Bookbuilding-Verfahren reichen sowohl institutionelle als auch private Anleger ihre Gebote ein. Nach Ende der Zeichnungsfrist legt Porsche zusammen mit seinen Banken einen Emissionspreis fest, zu dem die Aktien verkauft werden. Die Banken verteilen die Orders dann auf eine Weise unter den Bietern, die auf eine möglichst gute Entwicklung nach dem Emissionskurs hoffen lässt.
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