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Salzgitter AG
WKN 620200

Salzgitter wird grün

Salzgitter rechnet dennoch, mit Abstrichen verglichen zum Vorjahr, mit einem profitablen Geschäft.

© PR-PhotoDesign

Im Gespräch mit dem Handelsblatt erläutert Salzgitter Chef Groebler, wie das Unternehmen grün werden will, warum er nicht besorgt ist um die Branche und warum er optimistisch auf die Entwicklung grüner Energien blickt.

Die Energiekrise ist besonders in der Metallindustrie spürbar. Salzgitter (WKN: 620200 ; ISIN: DE0006202005) Chef Gunnar Groebler stellte im Interview mit dem Handelsblatt fest, man müsse “[...] die derzeitige Situation sehr ernst nehmen. Es wird zu Verwerfungen sowohl in der Industrie als auch der Gesellschaft kommen.“

Salzgitter rechnet dennoch, mit Abstrichen verglichen zum Vorjahr, mit einem profitablen Geschäft. Und das trotz Mehrausgaben für Gas im dreistelligen Millionenbereich. Zeitgleich investiert der Konzern in die Zukunft und lässt für 1,5 bis zwei Milliarden EUR neue Anlagen bauen, die nicht gas-sondern wasserstoffbetrieben sein werden.  Schon 2025 soll in diesen Anlagen der erste grün produzierte Stahl entstehen. „Wir werden der erste deutsche Hersteller sein, der grünen Stahl über das neue Verfahren anbietet“, so Groebler, der zuvor für Vattenfall tätig war. 

Im Interview betont Groebler, dass Salzgitter trotz der Kriegsbedingten Marktverwerfungen und der Schwierigkeiten der Kunden in der Bau- und Automobilindustrie weiterhin an seinen Prognosen festhalten möchte. Diese Schwierigkeiten seien erst im zweiten Halbjahr spürbar geworden, nachdem das erste sehr stark gewesen sei. Ein Vorteil sei, dass die hohen Energiekosten sich im Hauptstandort in Salzgitter nur mäßig niederschlugen, da dieses in seiner Stromversorgung weitgehend autark sei. Schwierig sei die Situation aber in Werken, wo der Stahl wärmebehandelt werden muss. Dort sind die Preissteigerungen spürbar. Sollte sich die Lage aber weiter verschärfen, müsse man Maßnahmen zur Elektrifizierung der Öfen vornehmen, da sich das Gas kaum einsparen lässt. 

Bisher bestehe bei Kunden Verständnis, dass man einen Teil der Mehrkosten im dreistelligen Millionenbereich weitergebe. So könne der Konzern noch immer positive Ergebnisse erzielen. Sorge, dass sich trotz der hohen Investitionen in grünen Stahl die Situation der Branche verschlechtern könnte, teilt Groebler allerdings nicht, da es einen europäischen Konsens gebe, dass die Stahlindustrie heimisch bleiben solle. Man wolle deswegen an den Plänen zum Umstieg auf grün produzierten Stahl bis 2025 festhalten. Er führt ferner aus, dass davon auszugehen sei, dass die derzeitige Mangellage zu einer Transformation der Energieversorgung  führe, da dieser Tage systemische Schwächen deutlich zutage getreten seien. 

Der Bau des neuen LNG-Terminals in Wilhelmshaven, für den Salzgitter Rohre geliefert hat, bestätigte diesen Eindruck, so Groebele: „Es macht mir Mut, wie pragmatisch, kooperativ und zugewandt von allen Beteiligten an diesem Projekt gearbeitet wird. Die Aufgabe wird nun sein, diese Erfahrungen, die wir dort mit den Genehmigungsverfahren gemacht haben, jetzt zu verbreitern – dann liegt darin ganz grundsätzlich eine Chance, in Deutschland mit der Dekarbonisierung schneller und erfolgreicher zu sein. Darauf muss die Industrie drängen.”

Es sei wichtig einen noch nicht vorhandenen Markt für Wasserstoff zu etablieren, um diese Entwicklung voranzutreiben: „Das heißt, man muss Wasserstoff erzeugen, man muss Logistikkapazitäten aufbauen und die Kundschaft entwickeln – und man muss alles davon gleichzeitig machen, sonst gibt es ein Henne-Ei-Problem.” Es sei von Vorteil, dass es Kunden wie Salzgitter gebe, die den Bedarf an Erdgas stets an die Marktlage anpassen können. Zwar sei Erdgas langfristig günstiger als Wasserstoff, allerdings seien die meisten Kunden bereit, für grünen Stahl auch Mehrkosten zu zahlen. Pro Tonne handelt es sich dabei um einen dreistelligen Eurobetrag. Schon jetzt sicherten sich erste Kunden bestimmte Mengen für 2026. 90% der bisherigen Güter seien in ihrer Entwicklung  von neuen Produktionsverfahren nicht negativ beeinflusst. Das Problem sei aber lösbar, zumal noch zehn Jahre Zeit bestehe, dass bis 2033 weiterhin Stahl im Hochofen produziert werden würde. 

Auf die Frage, ob es einen Wettbewerbsnachteil bedeute, dass Deutschland aus der Atomenergie aussteigen wolle, angesichts der Tatsache dass Wasserstoff überaus viel Strom verbrauche, verweist Goebeler darauf, dass dies ein Politikum sei, mit dem er umgehen muss. Der tatsächliche Wettbewerbsnachteil ergibt sich aus seiner Sicht daraus, dass "die Unternehmen [in Frankreich und Italien] [...] einen Industriestrompreis [haben], der nicht durch CO2-Abgaben belastet ist. Da ist es dann von nachrangiger Bedeutung, ob dieser Strom aus Windenergie oder einem Atomkraftwerk stammt. Das ist eine Diskussion, die wir innerhalb der EU führen müssen, aber auch außerhalb. Wir brauchen einen fairen Wettbewerb.

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