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BASF
WKN BASF11

Unternehmen kaufen Aktien in Rekordmenge zurück

Obwohl die Aktienkurse davon profitieren können, ist dieser Schritt nicht unumstritten.

Unternehmen geben derzeit Rekordsummen für Aktienrückkaufe aus. Laut des Bilanzexperten Howard Silverblatt haben die 500 größten Unternehmen im US-Börsenindex S&P zwischen Oktober 2021 und September 2022 rund 982 Milliarden US-Dollar aufgewendet, um eigene Anteile zurückzukaufen. Noch im Vorjahr beliefen sich die Kosten für Rückkäufe auf 881 Milliarden US-Dollar. Mit Ausgaben von 88 Milliarden US-Dollar ist Apple (WKN: 865985 ; ISIN: US0378331005) Spitzenreiter beim Rückkauf von Unternehmensanteilen, gefolgt von Alphabet (WKN: A14Y6F ; ISIN: US02079K3059) mit 60 Milliarden US-Dollar. 

In Deutschland sind Linde (WKN: A14Y6F ; ISIN: US02079K3059) mit zehn Milliarden EUR, BASF (WKN: BASF11 ; ISIN: DE000BASF111) und Siemens (WKN: 723610 ; ISIN: DE0007236101)  mit je drei Milliarden EUR, die größten Rückkäufer. Mercedes (WKN: 710000 ; ISIN: DE0007100000) kündigte ab März Rückkäufe an in Höhe von vier Milliarden EUR an, woraufhin die Aktie um drei Prozent stieg, während der Dax um zwei Prozent fiel.

Mit Rückkäufen verknappen Unternehmen das Angebot, was Gewinne und Dividenden auf weniger Anteilsscheine verteilt. Langfristig treibt das den Kurs, wie Zahlen des Vermögensverwalter HQ Trust belegen. Aktienrückkäufe in den USA und in Europa waren in den letzten zehn Jahren für ein Viertel der Kursgewinne verantwortlich. 

Im Schnitt kauften die US-Unternehmen in den letzten zwölf Monaten pro Tag Aktien im Wert von vier Milliarden US-Dollar zurück, was das Handelsvolumen eines jeden Vermögensverwalters übersteigt. Noch 2020 hatten die Firmen Aktienrückkäufe als Reaktion auf die Pandemie um über 40% zurückgefahren, um auf mehr Barmittel zurückgreifen zu können. 2021 und 2022 erfolgten dann stärker werdende Kehrtwenden. 

Mit Nettogewinnen von etwa 120 Milliarden EUR haben die Dax-Konzerne 2022 die zweitbeste Jahresperformance aller Zeiten erlebt und entsprechend Rücklagen für die Rückkäufe. Die USA hat 2022 sogar einen Rekordgewinn an der Börse zu verzeichnen. Angesichts der hohen Inflationsraten von knapp zehn Prozent und der sich erhöhenden Leitzinsen überraschen die Aktienrückkäufe dennoch. Die Zinsen für neue Kredite und Anleihen sind im letzten Jahr teilweise um das Vierfache gestiegen. Da sich die Unternehmen in Rekordhöhe verschuldet haben, werden Gewinne zukünftig für die Tilgung von Schulden benötigt. In Deutschland summieren sich diese Nettofinanzschulden auf über 500 Milliarden EUR. 

Laut Berechningen des Handelsblattes haben die zehn größten Aktienrückkäufer im letzten Jahr  285 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Zwar entfallen die größten Rückkaufprogramme auf die IT-Branche, aber die meisten Zuwächse liegen im Ölsektor. Insgesamt gaben US-Konzerne fast sechsmal so viel Geld für Rückkäufe aus, wie europäische Wettbewerber. 

Die Rückkäufe in Deutschland belaufen sich insgesamt auf 30 MIlliarden EUR, verteilt auf mehrere Jahre. Rund 27 Milliarden entfallen auf die Dax-Konzerne und allein zehn Milliarden EUR auf den Linde-Praxair-Konzern, der Ende Februar den Dax verlässt. Mit einem Rückkauf-Programm von über vier Milliarden EUR bis 2025 ist Adidas (WKN: A1EWWW ; ISIN: DE000A1EWWW0) der nächstgrößte Rückkäufer. Erstmals seit dem Ende der Finanzkrise kauft auch Mercedes Aktien zurück. Der Konzern will die Rückkäufe durch den erwarteten überschüssigen “Free Cashflow” finanzieren. Die Dividenden belaufen sich auf 5,20 EUR pro Aktie. 

Aktienrückkäufe sind durchaus umstritten, da ihnen nachgesagt wird, die Kurse zu manipulieren. Auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht, gelten Rückkäufe nicht als sinnvollste Lösung, sich überschüssiger Liquidität zu entledigen. In den USA werden seit neuestem Aktienrückkäufe in Höhe von einem Prozent besteuert, um ein billionenschweres Konjunkturpaket zu finanzieren. Die Steuer könnte zu Mehreinnahmen von fünf Milliarden US-Dollar Steuergeldern führen. Präsident Biden plant, diese Steuer noch zu vervierfachen, ist dafür aber auf den Rückhalt des Kongresses angewiesen, der fraglich ist. 

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