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Fast-Food-Ketten im Fokus von Shortsellern

Nimmt die Branche bald an Wert ab?

Profianleger setzen bei McDonald’s, Chipotle Mexican Grill oder auch Darden Restaurants auf fallende Kurse. Dies hat eine Auswertung des Finanzdatenanbieters S3 Partners gezeigt. So haben die Shortseller monatsübergreifend ihre Wetten auf fallende Kurse um mehr als 800 Millionen Dollar auf insgesamt zwölf Milliarden Dollar erhöht.

Leerverkäufe erzielen Gewinne

S3-Analyst Ihor Dusaniwsky erklärt mit Blick auf die vergangenen 30 Tage, dass dies ein lukrativer Trade sei: „97 Prozent aller Short-Wetten in diesem Sektor waren profitabel.“ Der Fast-Food-Index „S&P 500 Restaurants“ ist auf Sicht von einem Monat um mehr als sieben Prozent gefallen.

Zudem setzten die Zinsanstiege die Branche weitesgehend unter Druck: „Wenn die hohen Zinssätze anhalten, dürften die Konsumausgaben sinken und der Restaurantsektor seinen Abwärtstrend bei den Preisen fortsetzen“, erklärt Dusaniwsky. Gleichzeitig arbeitet dem Geschäftsmodell der Fast-Food-Restaurants ein neuer Börsenhype entgegen.

Neuer Börsenhype der Pharmazie: 

Bei dem neuen Börsenhype handelt es sich um Abnehmspritzen wie “Ozempic” und das höher dosierte “Wegovy” von Novo Nordisk. Zwischenzeitlich war die Nachfrage nach “Ozempic” so groß, dass es zu Lieferschwierigkeiten gekommen ist. Die Aktie des dänischen Pharmakonzerns ist deshalb binnen drei Monaten um rund 30 Prozent gestiegen.

Auch “Mounjaro”, das neue Produkt des US-Pharmakonzerns Eli Lilly, könnte in den USA zugelassen werden. Marktexperten antizipieren, dass innerhalb eines Jahrzehnts bis zu zehn konkurrierende Adipositas-Medikamente auf den Markt kommen könnten.

Wissenswertes: 

Bei einem Leerverkauf (englisch: “short sale”) werden Basiswerte verkauft, die im Vorfeld für einen bestimmten Preis geliehen wurden. Der Leerverkäufer spekuliert in der geliehenen Zeit darauf, dass der Preis des Wertes sinken wird. Es wird ein Gewinn erzielt, wenn der Basiswert während der Leihzeit sinkt. 

Abnehmspritzen wie “Ozempic” als Risikofaktor:

Ursprünglich wurden Präparate wie “Ozempic” als Diabetesmedikamente entwickelt. Jedoch stellte sich heraus, dass der Wirkstoff “Semaglutid” auch als Abnehmmittel dienen kann, da das Essen den Magen langsamer verlässt. So wird das körpereigene “GLP-1-Hormon” nach dem Essen ausgeschüttet  und das Sättigungsgefühl wird verstärkt. 

Experten der Barclays Bank glauben, dass diese Präparate zum Problem für die Fast-Food-Industrie werden könnten. Auch ein Experte der Finanzfirma Mizuho sagte im Börsensender CNBC voraus, dass das Geschäft der US-Restaurantbranche zum Jahr 2025 um 25 Milliarden Dollar schrumpfen könnte. S3-Analyst Dusaniwsky warnt daher: „Wenn GLP-1-Medikamente wie Ozempic vermehrt eingesetzt werden, wird der fehlende Appetit der Verbraucher zusammen mit dem fehlenden Geld im Portemonnaie ein doppelter Schlag für das Ergebnis des Restaurantsektors sein.“

Wächst der Druck auf die Fast-Food-Industrie? 

„Wir wissen zwar, dass diese Medikamente in der Regel den Appetit unterdrücken, aber wir halten die Kursbewegungen für etwas übertrieben”, erklärt Richard Saldanha, Fondsmanager bei Aviva Investors. Trotz der hohen Anstiege der Short-Positionen lässt sich bei den Analysten kein einheitlicher Konsens feststellen. Sara Senatore von der Bank of America weist in ihrer aktuellen Studie darauf hin, dass Kunden nicht nur Restaurants besuchen, um ihren Hunger zu stillen, sondern auch um das Bedürfnis nach Bequemlichkeit, Geschmack und sozialen Kontakten zu stillen. Infolgedessen lässt sich sagen, dass die Abnehmspritzen kein reiner Indikator dafür sind, dass die Nachfrage nach Fast-Food auf lange Sicht sinken wird. 

Der Chef des US-Geschäfts beim amerikanischen Supermarktriesen Walmart John Furner hatte die Diskussion entfacht. Er berichtete darüber, dass Kunden, die die Medikamente nehmen, aus seiner Erfahrung heraus weniger einkaufen. Insgesamt seien es weniger Artikel und „leicht weniger Kalorien“, berichtete Furner gegenüber dem Nachrichtenmagazig Bloomberg. Langfristig sehe er darin kein wesentliches Risiko für die Nahrungsmittelindustrie.

Auch S3-Experte zeigt sich ebenfalls Dusaniwsky skeptisch, ob der aktuelle Druck auf die Kurse von Fast-Food- und Süßwaren-Aktien weiter steigen wird. So verweist er auf eine Studie der US-Bank Morgan Stanley, wonach bis 2035 nur sieben Prozent der US-Bevölkerung GLP-1-Medikamente wie “Ozempic” nehmen werden. Dies entspricht umgerechnet 24 Millionen Menschen. 

Dusaniwsky meint daher: „GLP-1-Medikamente beginnen gerade erst, sich bei Typ-2-Diabetikern und wohlhabenden Menschen durchzusetzen, die sich den Preis von mehr als 20.000 Dollar pro Jahr leisten können – der derzeitige Verbrauch ist noch nicht groß genug, um Lebensmittelhändler und Restaurants wesentlich zu beeinflussen.“

Auf lange Sicht geht er davon aus, dass die Zinsen wieder sinken werden, wodurch der Konsum gestärkt werden würde. Er glaubt, dass Shortseller ihre Wetten gegen die Fast-Food-Aktien dann wieder auflösen könnten. Dies könnte einer möglichen Kurserholung dann zusätzlichen Schwung verleihen.

Fazit

Die Einführung von Abnehmspritzen wie “Ozempic” stellt für den Fast-Food-Sektor eine neue Herausforderung dar. Die Experten sind sich uneinig über die Auswirkungen dieser Arzneimittel. Dennoch setzen die Shortseller weiter auf fallende Kurse in der Fast-Food-Branche. Die Kurse dürften sich im Falle von sinkenden Zinsen, was einem erhöhten Konsum entsprechen würde, wieder erholen.  

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