Tesla-Aktie: UBS rät zum Verkauf
Seit Januar hat die Tesla-Aktie keinen so starken Tagesverlust mehr erlebt. Nachdem ein prominenter Investor bereits vor einem Hype um die Aktie gewarnt hatte, gibt es jetzt auch eine Verkaufsempfehlung.
Tesla galt lange Zeit als eine Wachstumsmaschine und führender Hersteller von Elektroautos weltweit. Elon Musk hatte das ehrgeizige Ziel ausgegeben, das Unternehmen um 50 Prozent pro Jahr wachsen zu lassen. Mit visionären Ideen wie vollautonomen Robotaxi-Flotten und humanoiden Robotern befeuerte er die Börseneuphorie. Allerdings blieb von derartigen Visionen bereits zu Beginn des Jahres wenig übrig. Tesla verfehlte die Erwartungen der Analysten deutlich: Der Umsatz stieg langsamer als erhofft, der operative Gewinn brach ein, die Marge halbierte sich – und vor allem stellte Musk für 2024 kaum Besserung in Aussicht.
“Teslas” Aktien sind aktuell allerdings an der Wall Street besonders gefragt. Innerhalb von zwei Wochen verzeichneten sie einen Anstieg von 36 Prozent, mit einem Rückgang von acht Prozent am Donnerstag und einem Anstieg von drei Prozent am Freitag. Diese Kurssteigerung sorgt bei immer mehr Experten für Verwunderung. Die Analysten der UBS senkten am Freitag ihr Rating für die Aktie von „neutral“ auf „verkaufen“. In ihrem Bericht erklären sie, weshalb sie die Aktie aktuell für zu hoch bewertet halten.
Joseph Spak und sein Expertenteam weisen darauf hin, dass der E-Auto-Pionier im Gegensatz zu den traditionellen Autobauern an der Börse immer auf Basis seiner zukünftigen Wachstumsaussichten bewertet wurde und nicht auf den aktuellen Geschäftszahlen basiert. Durch die Rallye der vergangenen Woche sei dieser ohnehin hohe Aufschlag noch weiter gestiegen.
Spak schreibt: ”In den letzten vier Jahren entfielen im Durchschnitt nur rund 30 Prozent des Tesla-Aktienkurses auf das Kerngeschäft Auto.In den letzten zwei Jahren lag dieser Anteil eher bei rund 36 Prozent. Beim aktuellen Tesla-Kurs entfallen nur noch 28 Prozent auf das Kerngeschäft Auto.“ Das entspricht einer Veränderung von acht Prozentpunkten.
Daher ist Spak misstrauisch: „Obwohl in der Geschichte von Tesla Bewertungsabweichungen von den konkreten Fundamentaldaten aufgetreten sind und über längere Zeiträume anhalten können, sind wir der Meinung, dass es kein guter Zeitpunkt ist, Positionen zu eröffnen oder aufzustocken, wenn diese Hoffnungen zu groß werden. Vielmehr ist es ein Zeitpunkt zum Verkaufen.“
Besonders im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) sei ungewiss, ob die Wachstumshoffnungen erfüllt werden. Deshalb warnt der UBS-Experte: „Tesla investiert zwar stark in KI, und die Technologie macht Fortschritte, aber die Investitionen sind kostspielig, das Tempo der Verbesserungen könnte sich verlangsamen und die Amortisierung lässt auf sich warten“.
Bill Gross bezeichnet Tesla-Aktie als „Pump and Dump“
Star-Investor Bill Gross warnte diese Woche in noch schärferen Worten vor einem Investment in Tesla-Aktien. Einer der prominentesten Stimmen an der Wall Street und der Mitgründer von “Pimco”, zog Vergleiche zwischen “Tesla” und Meme-Stocks wie dem US-Computerspielehändler “Gamestop” und dem Tiernahrungshändler “Chewy”. Deren Aktien werden in sozialen Medien stark beachtet und zeigen erhebliche Kursschwankungen.
So schrieb Gross beim Kurznachrichtendienst X: „Tesla verhält sich wie eine Meme-Aktie – schlaffe Fundamentaldaten, steil steigende Kursentwicklung. Aber andererseits scheint es jetzt jeden zweiten Tag eine neue Meme-Aktie zu geben. Die meisten sind ‚Pump and Dump‘.“
Im Aktien- oder Kryptohandel bezeichnet “Pump and Dump” eine Betrugsmasche. Investoren kaufen zunächst günstig Aktien und verbreiten dann gezielt falsche oder irreführende Informationen in sozialen Medien oder Börsenforen, um den Kurs nach oben zu treiben (“pump”). Ist der Kurs gestiegen, verkaufen sie die Aktien (“dump”). Da der Anstieg nicht gerechtfertigt war, sinkt der Kurs anschließend wieder auf das ursprüngliche Niveau.
Spak und Gross sind nicht die einzigen, die der Tesla-Aktie skeptisch gegenüberstehen. Obwohl “Teslas” Absatz- und Verkaufszahlen zuletzt die Erwartungen der Analysten übertrafen, hat keiner von ihnen sein Kursziel angehoben. Den Daten des Finanzdienstes “LSEG” zufolge empfehlen derzeit nur 22 von 50 Analysten den Kauf der Aktie. Ihr durchschnittliches Kursziel beträgt knapp 200 Dollar, was 20 Prozent unter dem aktuellen Kurs liegt.
Vorstellung des Robotaxis könnte sich verzögern
Die aktuelle Kursrallye führt Neil Roarty von der Investmentplattform “Stocklytics” primär auf die wachsende Begeisterung für Künstliche Intelligenz zurück. Er erklärt: “Der vielleicht wichtigste Faktor ist die wachsende Begeisterung für Teslas ‚Robotaxi‘, eine vollständig selbstfahrende Fahrzeugflotte, mit der das Unternehmen Uber und andere Mitfahrzentralen herausfordern könnte”.
Elon Musk, der Chef von “Tesla”, hat die Vorstellung des Robotaxis für den 8. August angekündigt. Doch wie sich jetzt zeigt, ist es riskant, darauf zu setzen: Laut einem Bloomberg-Bericht, der sich auf Insider beruft, plant “Tesla”, die Präsentation auf den Herbst zu verschieben, um den Ingenieuren mehr Zeit für den Prototypenbau zu geben. Dass “Tesla” einen voll funktionsfähigen Prototyp präsentieren wird, hatten zuvor mehrere Analysten bereits in Frage gestellt. Mit einem reinen Hardware-Prototyp rechnen beispielsweise die Experten von “Morgan Stanley”. Die Experten von “JP Morgan” erwarten “nur” ein Konzept und eine dazugehörige App.
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