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Mit der “Ökolatsche” an die Wall Street

Birkenstock geht an die Börse. Welche Chancen und Risiken das birgt.

Galt Birkenstock einst als deutsche “Ökomarke”, haben sich die Schuhe mittlerweile als Modetrend durchgesetzt. Nun will Birkenstock in dieser Woche an die Börse gehen. Obwohl 95% der Schuhe aus Deutschland stammen, soll der Börsengang aber an der New York Stock Exchange in den USA stattfinden. 

Die Geschichte des von Konrad Birkenstock gegründeten Unternehmens beginnt im frühen 20. Jahrhundert mit einem Patent auf Sandalen mit einem anatomisch geformten Fußbett aus Kork. 2021 verkaufte die Familie Birkenstock die Mehrheit an der Firma zu einer Bewertung von 4,9 Milliarden USD an die Private-Equity-Gesellschaft L Catterton

Der Investor hält rund 65% des Unternehmens. Weitere 20% gehören Bernard Arnault, dem Gründer des Luxuskonzerns LVMH, während die restlichen Anteile auf die Gründerfamilie entfallen. Insgesamt wollen die Eigentümer 20% an die Börse bringen. 

Finanzkreisen zufolge ist die Erstnotiz für den 11.Oktober geplant. Das Papier soll in New York unter BIRK gehandelt werden. Das Unternehmen bietet 32,3 Millionen Aktien zu einem Preis von 44 bis 49 Dollar an, womit das Emissionsvolumen bei 1,42 bis 1,58 Milliarden Dollar liegt. Am Dienstagabend dürfte der Ausgabepreis festgelegt werden.

10,8 Millionen der ausgegebenen Aktien stammen aus einer Kapitalerhöhung, womit sich die Gesamtzahl der Birkenstock-Aktien auf 203 Millionen erhöht, wenn man die Bonusprogramme für Manager und Mitarbeiteraktien-Angebote hinzurechnet. Die Gesamtbewertung läge damit bei bis zu knapp zehn Milliarden USD. Birkenstock wäre damit wertvoller als etwa Puma

In Finanzkreisen hat man sogar eine Bewertung von bis zu 11,5 Milliarden USD für möglich gehalten. Birkenstock wird nicht als Konsumgüterhersteller, sondern als Hersteller von Lifestyle- und Luxusprodukten gehandelt, was eine traditionell höhere Bewertung zulässt. 

Seit der Übernahme der Geschäftsführung 2013 durch Oliver Reichert, hat sich Birkenstock von einem produktionsorientierten Familienunternehmen zu einem globalen, professionell geführten Player gewandelt. Analyst Konstantin Oldenburger vom Onlinebroker CMC Markets beobachtet: „Dieser Strategiewechsel sorgte auch dafür, dass die Umsätze in den darauffolgenden Jahren mit einer bemerkenswerten durchschnittlichen Rate von 20 Prozent stiegen.“

2022 lag der Umsatz bei 1,24 Milliarden EUR. Der bereinigte Gewinn (Ebitda) lag bei 435 Millionen Euro. 2023 rechnet Birkenstock mit einem deutlichen Plus. So lagen die Erlöse Im ersten Halbjahr 2023 bei 646 Millionen und das bereinigte Ebitda bei 224 Millionen Euro. Der Nettogewinn betrug 40 Millionen Euro.

Birkenstock betonte die eigenen Wachstumsperspektiven. Der globale Schuhmarkt hatte im vergangenen Jahr ein Umsatzvolumen von 340 Milliarden Euro und soll laut Marktprognosen bis 2027 auf 430 Milliarden Euro steigen, und damit rund fünf Prozent pro Jahr. 

Derzeit hat Birkenstock auf dem weltweiten Markt einen Anteil von einem Prozent, will diesen aber noch ausbauen und sieht gute Chancen, da dieser zersplittert ist und die fünf größten Marken nur für 20% des Marktes stehen.

In Asien wächst Birkenstock jährlich um 5,9%, was das größte Wachstum des Unternehmens darstellt. Auch die USA sind ein wichtiger Wachstumsmarkt, seit dortige Influencer die Marke als Accessoires entdeckt haben. 

Bisher wird die Marke nicht von Analysten beobachtet, sodass etwaige Entwicklungen nicht vorhersehbar sind. Allerdings wird oft eine Parallele zu Crocs gezogen. Jessica Ramirez von Jane Hali & Associates meint: „Die Parallele zu Crocs besteht darin, dass beide nicht unbedingt dafür bekannt sind, schön zu sein.“ Ben Laidler, Marktstratege beim Onlinebroker Etoro, sagt: „Die Geschichten von Birkenstock und Crocs bringen natürliche Vergleiche mit sich. Beide Marken haben sich in den vergangenen Jahren von den Rändern der Mode zum Mainstream entwickelt.“ Die Crocs-Aktie stieg in nur fünf Jahren um 318% und in einem Jahrzehnt um 546%.

Allerdings ist der Schuhmarkt schwierig, da Kunden unbeständig sind, wie zum Beispiel Dr. Martens zeigt. Seit dem Börsengang 2021 hat der Kurs 70% verloren. CMC-Markets-Analyst Oldenburger ist vorsichtig: „Die angestrebte Marktkapitalisierung von fast zehn Milliarden Dollar für Birkenstock ist ziemlich hoch angesetzt. Zukünftige Aktionäre sollten abwägen, ob sie dem Unternehmen die hohen Wachstumsraten der Vergangenheit weiter zutrauen, denn irgendwann ist der Markt auch mit diesem Produkt gesättigt.“

Laut Firmenangaben hat jeder Birkenstock-Kunde in den USA durchschnittlich bereits 3,6 Paar Sandalen zu Hause. „Hier werden große finanzielle Ressourcen notwendig sein, um die Marke noch mehr Kunden schmackhaft zu machen“, sagt Oldenburger.

Mit dem Start des offiziellen Handels können deutsche Anleger die Aktien kaufen. Bald dürften auch Hinterlegungsscheine (ADRs) auf die Birkenstock-Aktien handelbar sein. Bei diesen verwahren US-Banken die Originalaktien und geben dafür Hinterlegungsscheine aus, die stattdessen an den Börsen in Europa handelbar sind.

Die Aktien gleich am ersten Tag zu kaufen könnte teuer werden, da bei den letzten größeren Börsengängen in den USA die Aktien jeweils mit einem Kurssprung in den Handel starteten. Wer entsprechend zum ersten Kurs kaufte, zahlte deutlich mehr für die Aktie als den Ausgabepreis.

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