Spannung am Aktienmarkt - reduzierte Gewinne trotz Zinssenkung erwarte
Am Donnerstag kommt die Europäische Zentralbank (EZB) zu einer Sitzung zusammen.
Allerdings wird erwartet, dass ihre Entscheidung weniger unerwartete Entwicklungen mit sich bringt als die bevorstehende Berichtssaison, so die Einschätzung der Finanzredakteurin Andrea Cünnen.
Diese zwei Faktoren treiben den DAX an
Der DAX hat in der vergangenen Woche erneut zugelegt und seit Jahresbeginn fast 16 Prozent an Wert gewonnen. Fragt man Analysten nach den Gründen für den unerwartet starken Anstieg des deutschen Aktienmarkts und anderer Börsen in diesem Jahr, werden meist zwei Faktoren genannt. Erstens entwickelt sich die globale Konjunktur besser als erwartet, was vielen Unternehmen solide Gewinne beschert. Zweitens senken die Zentralbanken die Zinsen, was die Refinanzierungskosten für Unternehmen reduziert. Zudem steigen Aktienkurse in den Modellen der Analysten bei niedrigeren Zinsen nahezu automatisch, da diese das Kurspotenzial erhöhen.
In dieser Woche wird voraussichtlich eine weitere Zinssenkung beschlossen. Für die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde bereits relativ klar einen Zinsschritt nach unten signalisiert. Ende September äußerte sich Lagarde vor dem Europäischen Parlament zuversichtlich, dass „die Inflation in angemessener Zeit zum Ziel zurückkehren wird“. Die EZB werde diese Einschätzung bei der „nächsten geldpolitischen Sitzung im Oktober berücksichtigen”.
Geringe Marktreaktion trotz Zinssenkung erwartet
Eine Zinssenkung gilt als nahezu sicher. Auch andere prominente Vertreterinnen und Vertreter der EZB haben sich in ähnlicher Weise geäußert. Aus Sicht der Anleger steht daher so gut wie fest, dass die EZB den wichtigen Einlagenzins am Donnerstag zum dritten Mal in diesem Jahr um 0,25 Prozentpunkte senken wird. Das dürfte den Börsen durchaus zugutekommen. Allerdings wird ein großer Aufschwung nicht erwartet, da die Zinssenkung bereits weitgehend eingepreist ist und die Märkte diese Erwartung bereits widerspiegeln.
Viel mehr Überraschungspotenzial birgt die beginnende Berichtssaison der Unternehmen. Das heißt, in der kommenden Woche werden die Unternehmenszahlen wahrscheinlich eine größere Rolle spielen als die Zinspolitik. Reduzierte Gewinnerwartungen könnten es den Unternehmen laut Carsten Klude, Chefvolkswirt der M.M.Warburg, erleichtern, positiv zu überraschen. Der Grund dafür liegt in den deutlich gesenkten Prognosen der Analysten. So wurden die Schätzungen für die Quartalsgewinne im US-Leitindex S&P 500 seit Juni im Schnitt um fast vier Prozent nach unten korrigiert. Für das dritte Quartal wird nun im Durchschnitt ein Gewinnanstieg von fünf Prozent erwartet.
Für die Unternehmen im breiten europäischen Leitindex Stoxx Europe 600 haben Analysten ihre Gewinnerwartungen für das dritte Quartal noch deutlicher gesenkt. Seit Mitte des Jahres wurden die Prognosen von durchschnittlich 10,2 auf 4,6 Prozent zurückgenommen. Auch Stephen Auth, Chefanlagestratege für Aktien beim Fondshaus Federated Hermes, geht davon aus, dass die bevorstehende Berichtssaison den Aktienmarkt stützen wird.
Große Namen legen vor: Wichtige Berichte aus den USA und Europa
Wie entscheidend die Erwartungen sind, zeigte sich bereits am Freitag. Die US-Banken JP Morgan und Wells Fargo meldeten zwar Gewinnrückgänge im dritten Quartal, doch diese fielen geringer aus als erwartet. Infolgedessen stiegen die Aktien beider Banken deutlich: Die JP-Morgan-Aktie legte um 4,4 Prozent zu, während die Wells-Fargo-Aktie sogar um 5,6 Prozent stieg.
In der neuen Woche legen mehrere bedeutende Unternehmen ihre Geschäftszahlen vor. In den USA berichten am Dienstag die Banken Goldman Sachs, Bank of America und Citigroup, gefolgt von Morgan Stanley am Mittwoch. Am Donnerstag stellt der Streaminganbieter Netflix seine Zahlen vor, während der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble dies am Freitag tut. In Europa veröffentlichen am Mittwoch der niederländische Halbleiterkonzern ASML Holding sowie am Donnerstag der Pharma- und Laborausrüster Sartorius als erster DAX-Konzern und der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé ihre Quartalszahlen.
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