Gold mit neuem All-Time-High: Das sind die Gründe.
Während chinesische Investoren durch die derzeit hohen Preise eher zurückhaltend agieren, kehren westliche Anleger wieder in die jüngste Aufwärtsbewegung zurück. Dabei spielen natürlich auch politische Entwicklungen eine wesentliche Rolle.
Der Goldpreis hat seit Freitag erstmals die Marke von 2500 Dollar überschritten und erreicht damit ein noch nie dagewesenes Niveau - ein neues, bemerkenswertes All-Time-High. Am Montag kletterte er erneut auf ein Rekordhoch von nahezu 2532 US-Dollar pro Unze. Anders als bei der Rallye im Frühjahr gibt es diesmal einen klar erkennbaren Auslöser für den Preisanstieg: Der Markt rechnet fest damit, dass die US-Notenbank “Federal Reserve” im September die Zinsen senken wird.
Ein weiterer wesentlicher Grund dafür dürfte sein, dass westliche Investoren den Goldmarkt wieder ins Visier genommen haben. Im Gegensatz zu chinesischen Anlegern und Zentralbanken aus Schwellenländern richten sie ihren Fokus vor allem auf makroökonomische Entwicklungen. Aus Händlersicht bleibt nur die Frage offen, wie stark die “Fed” die Zinsen tatsächlich senken wird. Die Mehrheit erwartet eine Reduzierung um 0,25 Prozentpunkte, während knapp ein Drittel der Marktteilnehmer sogar auf eine Senkung um 0,5 Prozentpunkte spekuliert. Daher richtet sich ihre Aufmerksamkeit gespannt auf die am Donnerstag startende Notenbank-Konferenz in Jackson Hole, Wyoming.
Starke Zuflüsse bei goldgedeckten ETFs
Es ist keine besondere Überraschung, dass der Goldpreis bei bevorstehenden Zinssenkungen anzieht: Schließlich generiert Gold keine laufenden Erträge für Anleger. In Phasen hoher Zinsen erscheinen andere sichere Anlagen wie Anleihen attraktiver. Bei niedrigeren Zinsen hingegen gewinnen Edelmetalle als bevorzugte Investitionsmöglichkeit an Attraktivität. Vermögensverwalter und Händler, die an der Terminbörse auf steigende Goldpreise setzen, zeigen sich daher so optimistisch wie seit Jahren nicht mehr. Laut Daten der “Commodity Futures Trading Commission” (“CFTC”) erreichte das Volumen der Wetten auf höhere Preise ein Vierjahreshoch. Zusätzlich flossen allein in der vergangenen Woche 8,5 Tonnen in mit Gold hinterlegte ETFs.
Die Dynamik auf dem Goldmarkt unterscheidet sich deutlich von der im März und April dieses Jahres, als Gold-ETFs noch erhebliche Abflüsse verzeichneten und Zinssenkungen in weiter Ferne schienen. Damals rätselten Analysten darüber, was die plötzliche Rekordjagd angetrieben hatte und wer in großem Umfang Gold erwarb. Erst einige Wochen später klärte der Branchenverband “World Gold Council” (“WGC”) auf, der quartalsweise Daten zur Goldnachfrage veröffentlicht. Laut “WGC”-Chefmarktstratege John Reade waren die Preissteigerungen im März vor allem durch spekulative, kurzfristig orientierte Investoren getrieben, die an der New Yorker Terminbörse “Comex” mit Gold-Futures auf das Edelmetall gesetzt hatten, erklärte er unlängst dem Handelsblatt.
Dass Vermögensverwalter auf dem Terminmarkt auf steigende Goldpreise setzten, beruhte auf einer realen und kräftigen Nachfrage nach dem Edelmetall. Diese wurde in erster Linie von Zentralbanken in Schwellenländern getrieben, insbesondere in der Türkei, China und Indien. Aber auch chinesische Anleger erwarben erhebliche Mengen Gold. Dieser Trend setzte sich auch im April fort, als der Goldpreis neue Rekordhöhen erreichte. Es schien, als hätte sich die Dynamik am Goldmarkt verschoben:
Während früher westliche Investoren und Zentralbanken den Markt bestimmten, waren es nun asiatische Käufer, die den Ton angaben.
Während sich Zentralbanken und Anleger aus Asien sowie vermögende Privatpersonen weiterhin mit Gold eindeckten, reduzierten nordamerikanische und europäische Investoren ihre Positionen - und das zum Teil erheblich. Dies wurde besonders deutlich durch die massiven Abflüsse aus goldgedeckten ETFs in Nordamerika und Europa, die allein im ersten Quartal einen Rückgang von 113 Tonnen verzeichneten.
Im zweiten Quartal schwächte sich dieser Trend jedoch ab, und die Abflüsse beliefen sich nur noch auf sieben Tonnen. Seit Juli haben europäische und nordamerikanische Gold-ETFs, abgesehen von einer Ausnahme, überwiegend Zuflüsse gesehen. Im Gegensatz dazu gingen die Investitionen in chinesische Gold-ETFs in der vergangenen Woche leicht zurück.
Während westliche Investoren ihr Interesse an Gold verstärken, zeigt sich in Asien, insbesondere in China, eine nachlassende Nachfrage. Im Juli sanken die chinesischen Goldimporte auf den niedrigsten Stand seit über zwei Jahren, was einem Rückgang von 24 Prozent entspricht, wie Bloomberg berichtet. Noch im Frühjahr wurde Gold an der Shanghaier Börse mit einem Rekordaufschlag gehandelt, doch mittlerweile wird es sogar mit einem leichten Abschlag angeboten. Die chinesische Zentralbank hat im Mai ihre 18-monatige Kaufserie beendet und verzichtete im Juli zum dritten Mal in Folge auf Goldkäufe. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten chinesische Investoren und die Zentralbank einen erheblichen Einfluss auf den Goldmarkt, wobei im zweiten Quartal laut “World Gold Council” die Nachfrage nach Goldmünzen und -barren in China mehr als viermal so hoch war wie in den USA.
Ist das die Trendumkehr?
Der physische Goldmarkt erlebt derzeit eine bemerkenswerte Umkehrung des Trends. Mit der Aussicht auf Zinssenkungen strömen westliche Investoren zurück auf den Markt, während die Nachfrage aus Asien, insbesondere aus China, etwas an Schwung verliert. Laut den neuesten Zahlen der Schweizer Zollbehörde stiegen die Goldexporte im Juli um beeindruckende 56 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Besonders auffällig ist der Anstieg der Exporte nach Indien, Großbritannien und in die USA, während die Lieferungen nach China und Hongkong zurückgingen.
Diese Verschiebung spiegelt sich auch in den Preisbewegungen wider: Während der Goldpreis in London nachgab, erreichte er an der Shanghaier Börse neue Höchststände, was auf eine veränderte Dynamik zwischen den westlichen und asiatischen Märkten hindeutet. Die chinesische Zentralbank hat zudem ihre 18-monatige Serie von Goldkäufen im Mai beendet und im Juli den dritten Monat in Folge kein Gold erworben, was die nachlassende asiatische Nachfrage weiter unterstreicht. Diese Entwicklungen deuten auf eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse auf dem globalen Goldmarkt hin, mit westlichen Anlegern, die wieder verstärkt auf das Edelmetall setzen, während die asiatische Nachfrage etwas nachlässt. Die gestiegenen Goldexporte nach Großbritannien und in die USA könnten auch ein Zeichen für eine wachsende Investmentnachfrage sein, die sich auch in den Zuflüssen bei ETFs widerspiegelt.
Die steigende Nachfrage nach Gold durch US-amerikanische Anleger wird laut dem “World Gold Council” (“WGC”) von mehreren politischen Entwicklungen beeinflusst. Dazu zählen der Attentatsversuch auf den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und die Entscheidung des amtierenden Präsidenten Joe Biden, nicht erneut zu kandidieren. Diese Ereignisse haben zu einer erhöhten Unsicherheit geführt, die Investoren dazu veranlasst, in sichere Anlagen wie Gold zu investieren.
Zusätzlich haben die sinkende Inflation und ein sich abkühlender Arbeitsmarkt die Erwartungen an eine Lockerung der Geldpolitik verstärkt. Diese Erwartungen tragen dazu bei, dass Anleger vermehrt in Gold-ETFs investieren, da sie das Edelmetall als Absicherung gegen Marktvolatilitäten betrachten. Insbesondere in der zweiten Julihälfte haben Schwankungen am Aktienmarkt die Nachfrage nach Gold-ETFs weiter unterstützt, wie aus einem Marktkommentar des “WGC” hervorgeht:
“Wir glauben, dass die Volatilitäten am Aktienmarkt die Nachfrage nach Gold-ETFs ebenfalls unterstützt haben.”
Die Goldnachfrage in Großbritannien hat laut dem “World Gold Council” (“WGC”) aufgrund der Aussicht auf eine Lockerung der Geldpolitik zugenommen. Im August hat die “Bank of England” zum ersten Mal seit vier Jahren die Zinsen um 25 Basispunkte gesenkt, was gleichzeitig zu einem Rückgang der Renditen britischer Staatsanleihen führte. Diese Entwicklungen haben das Interesse an Gold als Anlageoption gesteigert.
Trotz der stärkeren Nachfrage aus westlichen Ländern bleibt der Einfluss asiatischer Schwellenländer auf den Goldmarkt weiterhin bedeutend. Indien zeigt nach wie vor eine starke Nachfrage nach Gold, und auch die Zentralbank von Usbekistan hat kürzlich neun Tonnen des Edelmetalls zugekauft. Der Trend, dass Schwellenland-Zentralbanken ihre Goldreserven ausbauen, um sich gegen mögliche Sanktionen abzusichern, bleibt ein wichtiger Faktor, der den Goldpreis stützt. Diese Käufe könnten den Goldmarkt stabilisieren, falls die Nachfrage nach goldgedeckten ETFs in westlichen Ländern wieder zurückgehen sollte.
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