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US-Notenbank erhöht den Leitzins erneut

Der restriktive Kurs der Fed

“Der wichtigste Feind der Fed ist nun die Inflation”. Dieses Zitat von Frédéric Leroux, Fondsmanager bei der Anlageverwaltungsgesellschaft Carmignac Gestion, ist seit geraumer Zeit allgegenwärtig. Erneut hat die Fed den Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Expert:innen haben diese Erhöhung antizipiert. Es ist die zehnte in Folge. Im Februar und März dieses Jahres hatten die Währungshüter den Leitzins bereits angehoben. Im Vergleich: Vor knapp 14 Monaten lag die Fed Funds Rate noch in einer Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent. 

Das Ziel der Leitzinserhöhung: 

Die Preisstabilität ist das höchste Ziel der Leitzinserhöhung. Sowohl Angebot als auch Nachfrage müssen so angepasst werden, dass die Inflation zurückgeht. Allerdings droht im Zuge dessen eine Rezession, da ein erhöhter Leitzins Kredite verteuert und die Nachfrage schmälert. Ein ambivalenter Balanceakt, da auch das Wirtschaftswachstum sinken könnte. Gegenwärtig strebt die Fed eine Rate von zwei Prozent an, nachdem sie im vergangenen Jahr auf gut neun Prozent gestiegen war. Im März fiel sie auf gut fünf Prozent.

Folgen für die Wirtschaft: 

Das Dilemma wurde bereits angedeutet: Wer die Inflation bekämpft, droht auch die Wirtschaftsleistung zu senken. Der neue Leitzins zwischen 5,0 und 5,5 Prozent ist ein mögliches Instrument gegen die Inflation. Gleichermaßen werden Kredite teurer, was besonders Unternehmen und Institutionen belastet. Zudem geben Privatleute nicht mehr so viel Geld aus. Die sinkende Nachfrage an die Unternehmen würde die Inflation wenigstens bremsen, allerdings wird so auch die Wirtschaft belastet. Experten sprechen bei den hohen Zinsschritten von einer Art “Torschlusspanik”, die die Fed zu diesen drastischen Schritten angetrieben hat. 

Globale Faktoren als Inflationstreiber: 

Der Inflationsdruck in den USA wurde durch globale Faktoren weiter verschärft: Sowohl der Ukraine-Krieg, im Hinblick auf die Energie- und Lebensmittelmärkte, als auch die Lieferkettenprobleme und die Corona-Lockdowns in China belasten die Konjunktur. Dennoch konnte die Teuerungsrate stärker als erwartet zurückgehen. Während sie im Februar noch 6,0 Prozent betrug, konnten im März 5,0 Prozentpunkte erreicht werden. 

Inflationskampf im Schatten der Bankenkrise: 

Nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der First Republic Bank wurden die Debatten um einen weiteren Zinsschritt neu entfacht: Im Fokus steht die Sorge vor einem möglichen Zahlungsausfall der USA.  Der Ökonom Friedrich Heinemann vom ZEW Mannheim berichtete jedoch, dass weniger Staatskredite und Staatsausgaben im Sinne der Notenbanken seien. "Die Bankenkrise und der Schuldenstreit helfen somit der Fed im Kampf gegen die Inflation."

Wie reagiert die Wall Street auf die finanzpolitischen Entscheidungen? 

Dow Jones: 

Der Dow Jones Industrial Average (ISIN: US2605661048 ; WKN 969420) ist einer von mehreren Aktienindizes, die von den Gründungsvätern der Wall Street und des Unternehmens Dow Jones, Charles Dow und Edward Jones geschaffen wurden. Er setzt sich aus den 30 größten US-Unternehmen zusammen. 

Seit einem Monat hat sich der Wert des Index konsolidiert und konnte lediglich um 0,04 Prozent ansteigen. Nach Bekanntgabe der Leitzinserhöhung fiel der Dow Jones in die roten Zahlen: Binnen weniger Stunden musste dieser einen Verlust von über einem Prozent hinnehmen. 

NASDAQ: 

Viele der börsennotierten Technologie-Unternehmen sind in der NASDAQ (ISIN: US6311011026; WKN: A0AE1X) (Akronym für National Association of Securities Dealers Automated Quotations) gelistet. Die größte US-amerikanische Börse mit Sitz in New York wird auch als “Technologiebörse” betitelt. Besonders die Tech-Börse leidet unter der Leitzinserhöhung und unter den Folgen des Bankencrashs. 

Mit einem Minus von 1,27 Prozent musste die Tech-Börse am 03. Mai einen höheren Verlust als der Dow Jones hinnehmen. Mit 13.030,21 Punkten liegt der Kurs nur knapp über einer wichtigen Widerstandsmarke. 

S&P 500: 

Etwas breiter gefächert ist der Aktienindex S&P 500 (ISIN: US78378X1072 ; WKN A0AET0). Dieser listet die 500 größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen. Der S&P 500 ist ebenfalls nach der Marktkapitalisierung gewichtet und bei Aktionären aufgrund seiner breiten Fächerung sehr beliebt. 

Die Diversifizierung spiegelt sich in der Tagesbilanz jedoch nur eingeschränkt wider: Auch die starken FAANG-Aktien konnten den Abverkauf nicht hindern. Meta verlor sogar 0,50 Prozent, Netflix 0,62 Prozent. Amazon, Apple und Alphabet verzeichneten am gestrigen Mittwoch grüne Zahlen. 

EURO STOXX 50:

Der EURO STOXX 50 (ISIN: EU0009658145 ; WKN: 965814 ) ist ein Aktienindex, der sich aus 50 großen, börsennotierten Unternehmen des Euro-Währungsgebiets zusammensetzt. Er gilt als eines der führenden Börsenbarometer Europas. Bereits vor der Zinsentscheidung der EZB zeigten sich die Aktionär:innen besorgt. Innerhalb der ersten Stunden verlor der Europa-Index über 0,3 Prozent. 

Hohe Preise treiben die Inflation:

Besonders die hohen Energie- und Lebensmittelpreise heizen die Inflation in Europa an. Erhöhte Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft der Verbraucher:innen. Steigende Zinsen können hohen Teuerungsraten entgegenwirken, da sich Kredite verteuern und dies die Nachfrage bremst. Allerdings ist auch hier die Sorge vor einem Bankenkollaps allgegenwärtig. 

Wissenswertes: 

Die Federal Reserve (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) sind die beiden größten Zentralbanken der Welt. Die durchgeführte Geldpolitik beider Banken betrifft fast 700 Millionen Menschen. Zudem stellen sowohl der US-Dollar als auch der Euro einen eminenten Referenzwert dar. 

Sowohl die EZB als auch die Fed haben die Aufgabe, eine konstante Preissteigerungsrate zu halten. Das wichtigste Instrument zur Einflussnahme auf die Preissteigerungsrate ist der Leitzins. Darüber lassen sich unter anderem die Kreditzinsen und Refinanzierungskosten lenken. Der Aufgabenbereich der Europäischen Zentralbank beschränkt sich auf die Preisstabilität. Die FED ist neben der Geldpolitik auch der Vollbeschäftigung verpflichtet. 

Was sind die Aussichten?  

"Dies könnte jetzt die letzte Zinserhöhung im aktuellen Zyklus gewesen sein", erklärte Volkswirt Heinemann. "Zwar ist die Fed wie die EZB mit einer hartnäckig hohen Kerninflation konfrontiert. Allerdings helfen ihr derzeit zwei Entwicklungen bei ihrer Aufgabe: erstens die Bankenkrise und zweitens der Konflikt im Kongress um höhere Schuldengrenzen." 

Es zeigt sich, dass eine große Unsicherheit auf den internationalen Märkten herrscht. Sowohl der Euro als auch der US-Dollar sind sichtlich angeschlagen, was von den bedeutendsten Indizes repräsentiert wird. Obwohl Analyst:innen von keiner weiteren Erhöhung ausgehen, bleibt die nahe Zukunft ungewiss. Aktionär:innen wird geraten, mit hoher Vorsicht zu handeln. Weitere Zinsschritte oder der Sturz in eine Rezession ist nicht auszuschließen. Diversifikation könnte auch hier der Schlüssel zum Erfolg sein. 

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